davor

Bereit? Teil 1: Auswandern im Kopf

März 2019

Marina ist krank und kann mich nicht wie geplant nach Oslo begleiten. Ich kann mich an den Moment erinnern in dem wir beschlossen, gemeinsam nach Norwegen zu reisen. Wir saßen zu viert im Café. Marina, ihr Freund, Marcel und ich. Tatort: Breuningerland Ludwigsburg. Irgendwann 2018, ohne Masken, ohne Corona. Marina und ich sprachen über unsere Reiselust und dass wir beide schon immer Norwegen bereisen wollten. Das Land sehen, ich wollte vielleicht sogar irgendwann dorthin auswandern. Dort sei alles besser. Die Bezahlung, die Mentalität, die Entschleunigung. 

Wir beschließen, uns das von Nahem anzuschauen und planen eine einwöchige Reise die unser erster gemeinsamer Urlaub werden soll. 

 

Schon ein paar Wochen zuvor zeichnet sich allerdings ab, dass Marina vielleicht nicht mitfahren kann. Zwei Wochen vor der Reise steht fest: Sie wird mich aus gesundheitlichen Gründen nicht begleiten können 
Also muss Marcel dazu überredet werden Urlaub zu machen. Zum Glück hat er besagte Woche frei. Er wollte eigentlich am Auto schrauben und muss jetzt mit nach Norwegen. Der Arme. Die Idee, auszuwandern hält er für Fiktion, für eine Laune, nimmt sie nicht ernst. Das Umbuchen bei der Fluggesellschaft geht zum Glück ganz leicht. Ein paar Telefonate später sitzen wir gemeinsam im Flieger in Richtung Norden. Mit Flugangst im Kopf und einem Kribbeln im Bauch. Schon von oben sieht Norwegen wunderschön aus. Der Schnee, der uns entgegen glänzt. Und in mir fühle ich ein warmes Gefühl. Mir kommen die Tränen. Ich fühle mich angekommen, fühle mich zu Hause. Da will ich hin, hier will ich bleiben. 

Der Urlaub selbst, ernüchternd. Unsere AirBnb Vermieterin abweisend, will nicht mit uns sprechen obwohl sie über uns wohnt. Behandelt uns auch so, von oben herab. Das Thema auswandern rückt erstmal wieder in den Hintergrund doch es hat sich in mir eingenistet. 

Dezember 2019

Um mit mir selbst aufzuräumen und meinen Panikattacken auf die Spur zu kommen lasse ich mich auf den Schollhof ein. Den Schollhof belebt eine Schamanin. Sie bietet dort geführte Reisen ins Unterbewusstsein und Einzelgespräche an. Darauf aufmerksam wurde ich durch die liebe Sophia. Als wir in der Mittagspause zusammen über den Schwäbisch Haller Weihnachtsmarkt schlenderten kamen wir mit der Verkäuferin von Weihnachtssternen ins Gespräch. Diese Verkäuferin war die Schamanin und Sophia war zuvor schon einmal auf dem Schollhof. Ich habe den Flyer mit nach Hause genommen.

Ein paar Wochen später verabrede ich mich mit Sophia zu einem Seminar auf dem Schollhof. Dem ersten Abend, der Soulrevolution heißt, sehe ich mit Skepsis entgegen, werde jedoch von der Gemeinschaft freundlich aufgenommen. 

 

Die Rituale und das schamanische Reisen sind mir fremd doch ich mag es, dass viel mit Kreativität, Collagenkleben und Wunschmanifestierung gearbeitet wird. Ich lasse mich mit Vorsicht darauf ein, habe auch zwei Einzelgespräche. 
Damals beschäftigte mich nicht nur die Frage, woher meine Panikattacken und Ängste stammen könnten sondern auch die Frage danach, wie meine Zukunft aussehen soll und kann. Ich haderte schon lange mit meinem gewählten Beruf und war und bin auf der Suche nach beruflicher und persönlicher Veränderung. 2019 verbrachten Marcel und ich Silvester auf dem Hof, zum Feuerlauf. Durchs Feuer sind wir nicht gegangen und auf der Zielcollage für 2020 war Norwegen noch nicht manifestiert. Dafür aber der Jakobsweg, der fest für April 2020 eingeplant war. Ich habe der Schamanin bei einer unseren Einzelsitzungen von der Idee Norwegen erzählt. Sie meinte, wir seien jung, wir hätten jederzeit die Möglichkeit zurück zu kehren und manchmal müsse man einfach ins kalte Wasser springen, um schwimmen zu lernen. Dieser Satz war wichtig für mich. 

Mittlerweile haben sowohl Sophia, als auch ich uns aufgrund unseres Glaubens vom Schollhof distanziert. Doch prüfet alles und behaltet das Gute (1. Thessalonicher 5:21). Diesen einen Satz, den habe ich behalten.

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