Bereit? Teil 3: Jetzt wird´s ernst
März 2021
Uns war noch wichtig, vor unserer Auswanderung zu heiraten. Gemeinsam in ein neues Leben zu starten, nicht nur in einem neuen Land, sonder auch als Mann und Frau. Als Einheit. Die eigentlich geplante Hochzeitsfeier bot uns außerdem die Gelegenheit dazu, alle noch einmal sehen zu können.
Das Standesamt im März feierten wir im kleinen Kreis.

April 2021
Covid19 macht jede noch so gute Planung zunichte. Wir schweben. Schweben in Ungewissheit, hängen in der Luft. Ich habe Anfang April mein Vorstellungsgespräch. Online und auf norwegisch. Die Tatsache, dass ich kaum etwas verstehe und mich kaum traue, etwas zu sagen wecken Zweifel. Ist dieser Schritt richtig? Zum Glück habe ich K. im Hintergrund. Wortwörtlich denn sie steht hinter meinem zukünftigen Chef und hilft mir und ihm dabei zu übersetzen.
Wir beginnen trotz der Ungewissheit damit, unser Leben in Spiegelberg zu entrümpeln. Mit der Garage hat Marcel schon vor ein paar Wochen begonnen, jetzt soll der Rest folgen.
Sein Leben einzupacken und Dinge wegzugeben, die einen jahrelang begleitet haben, fällt nicht leicht doch es tut gut, sich auf das Wesentliche reduzieren zu müssen. Jedes bisschen Ballast das man zurück lässt, bietet einem die Chance, die dadurch entstandene Lücke mit Neuem zu füllen. Neuem Mut, neuer Hoffnung, neuen Chancen.
Mir geht es in meiner neuer Arbeitsstelle gut. Das erste Mal, dass ich nicht das Gefühl habe, meinen Job direkt wieder wechseln zu müssen. Zum ersten Mal fühle ich mich wohl. Leider. Das Timing dazu ist schlecht. Doch vielleicht fühle ich mich nur wohl, weil ich weiß, dass mein Einsatz zeitlich begrenzt sein wird. Wer weiß. Ich bin trotzdem froh über die vier Monate, die ich in der Aufbaugilde arbeiten durfte und denke gerne an die Zeit dort zurück.
Aufgrund der unsicheren Grenzsituation handele ich mit meiner Chefin eine Verlängerung meines Arbeitsvertrages aus. Diese ist begeistert davon, mich behalten zu können und hofft darauf, dass ich noch viele Jahre bleibe. Doch Corona entscheidet anders und kurz vor unserer Abreise startet Norwegen die schrittweise Öffnung der Grenzen. Am selben Tag flattert der neue deutsche Arbeitsvertrag in mein E – Mail Postfach, bereit zur Unterzeichnung. Ende April beende ich wie geplant mein Arbeitsverhältnis.
Mai 2021
Wir haben uns Anfang des Jahres dazu entschieden, online an einem Kurs zum Thema Auswandern nach Norwegen teilzunehmen. Zweimal die Woche treffen wir online Menschen, die dasselbe Ziel verfolgen wie wir. Manche in einigen Monaten, manche auch erst in Jahren doch so nah dran wie wir ist keiner. Der Kursbeginn ist Ende Mai und das Ende des Kurses ist passenderweise in unserer letzten Woche in Deutschland. Eigentlich war geplant, Mitte Mai loszufahren. Mittlerweile nehmen wie es wir es kommt und fahren los, sobald die Grenzsituation dies zulässt und wir nutzen die uns verbleibende Zeit dazu, eine Hochzeit zu planen. Eigentlich hatten wir uns im März schon dazu entschlossen, die für den 29. Mai geplante Hochzeit abzusagen und zu verschieben. Als Ersatztermin war der 17.September 2022 geplant. Meiner Physiotherapeutin sei Dank habe ich mir dies dann doch noch anders überlegt. Anfang Mai, drei Wochen vor dem 29.05 überfiel ich Marcel mit der Idee, eine Art Schnitzeljagd zu veranstalten und wir tüfteln gemeinsam die Einzelheiten dazu aus. Mir war es wichtig, kirchlich das Ja – Wort zu bekommen. Von der Instanz dort oben. Zudem war es mir ein Anliegen, unsere Familie und unsere Freunde noch einmal sehen zu können, ohne alle einzeln einladen zu müssen denn dazu fehlte uns die Zeit.
Die Hochzeit war wunderschön und ich werde sie nie vergessen. Doch die Einzelheiten dazu kennt ihr ja, ihr wart ja schließlich fast alle dabei. Auf die große Party nächstes Jahr verzichten wir dennoch nicht und freuen uns bis dahin auf ein Wiedersehen.
Außerdem haben wir endlich eine Wohnung in Norwegen gefunden. K. und T. haben uns bei der Suche unterstützt und waren für uns auf Wohnungschau. Wir hatten eigentlich schon im März die mündliche Zusage für ein kleines Häuschen. Freunde von Kathi und Tobi haben uns dieses angeboten. Als wir allerdings darauf zu sprechen kamen, dass wir dieses aufgrund der Katzen lieber unmöbliert beziehen wollen würden machten diese einen Rückzieher und wir standen wieder ohne Bleibe da. Die nächste Wohnung die die
Beiden für uns besichtigten, sagte uns nicht zu und war zu teuer. Wir hatten schon im September letzten Jahres ein kleines Bungalow ins Auge gefasst. Im Inserat stand nur leider der Satz, dass keine Haustiere erlaubt seien. Das Inserat verschwand wieder, ohne dass wir es gewagt hätten, die Vermieter anzuschreiben. Da uns die Optionen ausgingen und wir von Lage und Fotos des Bungalows seit der ersten Sichtung wie verzaubert waren, wagten wir trotz Casimir und Soraya die Kontaktaufnahme. Zu unserem Glück war das Häuschen inzwischen wieder verfügbar und die Vermieterin freute sich darauf, wieder Katzen in der Nachbarschaft zu haben. Mittlerweile sind wir auch schon an unserer ersten Wohnoption vorbei gefahren und froh darüber, zu wohnen, wo wir inzwischen wohnen. Außerdem spricht unsere Vermieterin sehr gut deutsch, da ihre Mutter eine Deutsche war.
Marcel wird außerdem gerade noch rechtzeitig geimpft. Vielen Dank an unseren ehemaligen Hausarzt, der trotz der damalig vorherrschenden Impfstoffknappheit und dem großen Impfandrang einen schnellen Termin für ihn gemacht hat damit wir unseren Traum verwirklichen können.
Juni 2021
Marcel hat einen Job. Über Facebook ist er von einer großen Werft angeworben worden. Aus Erfahrung wissen wir mittlerweile, dass es wohl nicht oft vorkommt vor dem eigentlichen Umzug nach Norwegen schon Jobs zu haben. Wir sind erleichtert, dass diese Hürde uns genommen wurde.
Wir misten weiter aus und ich bekomme endlich auch eine schriftliche Zusage vom sykehjem. Der eigentliche Arbeitsbeginn wäre der 1.7. Ob wir es bis dahin ins Land schaffen werden bleibt ungewiss. Durch den Onlinekurs haben wir zwei liebe Menschen kennen gelernt, die ebenfalls versuchen auszuwandern. Die Beiden sitzen seit einigen Wochen in Dänemark fest, da sie nicht über die Grenze kommen. Trotz Arbeitsvertrag und Wohnsitz. Am 21.6, am Tag unserer Abreise flattert der Arbeitsvertrag aus Norwegen ins Haus. Die Gemeinde ist sehr bemüht um unsere Einreise und kümmert sich um alle notwendigen Formulare, die uns bei der Einreise helfen könnten. Jetzt wird es endgültig ernst und wir melden uns beim Bürgeramt in Spiegelberg ab. Jetzt haben wir ganz offiziell in Deutschland keinen festen Wohnsitz mehr und unsere Reise kann beginnen.


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