dazwischen

Zelten für Fortgeschrittene

Zelten, Versuch Nummer zwei. Dieses Mal schaffen wir es, ein bisschen früher aufzustehen und sind rechtzeitig am Beginn der Wanderroute. Die Länge der geplanten Wandertour beträgt 9 km. Die perfekte Länge um sie, wenn uns wieder unvorhergesehene Ereignisse überraschen, innerhalb eines Tages zurücklegen zu können aber auch lang genug, um sie auf zwei Tage aufteilen zu können. Wieder schultern wir unsere, dieses Mal nicht ganz so schweren, wir lernen ja schließlich dazu, Rucksäcke. Mein Zelt haben wir zu Hause gelassen, die Zeltstangen sind nach wie vor unauffindbar. Stattdessen haben wir Marcels Einmannzelt dabei, dass ihn damals auf dem Jakobsweg begleitet hat.

Kaperløypa

Dieser Weg ist nach einem Ereignis aus dem 18. Jhd. benannt. In der Nacht des 17. Februar 1798 sank ein französisches Piratenschiff mit 230 Mann an Bord. Viele flohen hier an Land.

Die Bäume sehen aus wie aus einer anderen Welt und singen gemeinsam die Symphonie der Unberührtheit. Der Wald darf einfach nur wachsen und muss keinen Zweck erfüllen. Die Bäume sind verwinkelt, winden sich auf dem Weg zum Himmel umeinander und umarmen sich sanft. Die Wurzeln bilden ein Geflecht aus Anmut. Durch den Wald hindurch plätschert ein kleiner Bach. Er stillt den Durst der Wurzeln. Vor dem Wald beginnt das Meer, dahinter wacht der Berg. Die Bucht findet auf einer Wiese ihr Ende, die ans Meer grenzt und von diesem durch eine Mauer aus Stein beschützt wird die in die Tiefe des Ozeans hineinragt. Dort bildet sie einen Versammlungsplatz für die Möwen, die dort Muscheln und Krebse miteinander teilen. 

Die Schönheit der Wiese macht unserer Reise vorerst ein Ende. Hier bleiben wir. Hier ist ein guter Platz zum Verweilen. 

Das Zelt ist schnell aufgebaut, die Sonne steht noch hoch am Himmel und wir haben Zeit, um Feuerholz für dich Nacht zu sammeln. Der Wald schenkt es uns gerne. Wir sind mit dem Meer und der Sonne alleine. 

Auf der Mauer aus Fels sitzen wir, um der Sonne beim Untergang zuzuschauen. Am Horizont fährt ein Schiff. Die Sonnenstrahlen malen den Himmel rot, pink und violett. Ein Fischschwarm schwimmt in einiger Entfernung an uns vorbei. Groß sind die Fische, größere Fische haben wir noch nie gesehen. Sie springen aus dem Wasser. Um Luft zu bekommen, Nahrung. Und dann tauchen sie wieder hinein. Wir sitzen nur da und schauen zu, wie der Schwarm langsam an uns vorüber zieht. Die Welt ist Harmonie. Als die Sonne hinterm Horizont verschwindet, entfachen wir ein Feuer. Es spendet uns Wärme, es beschützt uns vor den Fliegen, es ist uns ein Freund in der Dunkelheit. 

Wir werden müde. Stellen überrascht fest, dass es schon 23 Uhr ist. Die Zeit vergeht auch ohne Uhr.

Die Nacht ist unbequem, zu zweit sind wir einer zu viel. Die Isomatte isoliert nicht gut, der Schlafsack ist nicht warm genug. Wir frieren uns durch die Nacht. Die Sonne weckt uns auf, sie war nur kurz hinterm Horizont verschwunden. Und wieder entzünden wir das Feuer, um unser Porridge warm zu machen. Das wärmt von innen. Schnell alles eingepackt und wieder geschultert. Da der Parkplatz nicht weit entfernt ist fällt der Entschluss, uns den Weg zu erleichtern. Wir bringen das Gepäck ins Auto zurück und nehmen nur das Nötigste wieder mit. Wasse, ein paar Müsliriegel und Zeit. Die Route schauen wir uns auch noch schnell einmal an.

Sie führt uns entlang der Küste, eine Kletterpartie ist natürlich auch wieder dabei. Zum Glück passt der Kofferraum auf die Rucksäcke auf. Wir gelangen an einen See, der die Hälfte des Weges markiert. Dort rasten wir. Das mitgebrachte Essen reicht nicht aus doch die Büsche unter uns beschenken uns großzügig. Mit Blaubeervollem Magen schreiten wir weiter voran. Vorher tragen wir uns noch ins Gästebuch ein, dass in einem Holzkasten liegt, der an einem Baum hängt. Seit Jahren schon wird der Weg von einer Frau mit ihrem Hund beschritten. Fast täglich, ob Winter, ob Sommer. Ihre Schrift ist überall zu finden. Was die Bäume wohl über sie zu sagen wüssten?

Der Weg ist lang und die Küste verschwindet hinter den Bergen. Nun geht es wieder durch Wald, kilometerlang. Wo Wald ist, sind auch Pilze und schon bald lenkt uns die Suche nach Gelb von der Eintönigkeit des Waldes ab. 

Als wir aus dem Wald heraustreten und beim Auto ankommen ist unser Gepäck wieder schwerer geworden. Viele viele Pilze haben es bereichert. Wer immer die Frau aus dem Gästebuch sein mag, Pilze scheint sie nicht zu mögen. Glück für uns. 

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