davor

Aufbruch

Der Plan war simpel, aber effektiv. Sonntag: Hänger laden, Montagnachmittag: schlafen (nach einem Besuch beim Sperrmüll), Montagnacht: Aufbruch in Richtung Norden. Der Plan ist grandios gescheitert.

Montag, 14:30 Uhr. Ein letztes Mal zum Wertstoffhof um dort den letzten Ballast loszuwerden. Mit unserem quietschgelben Anhänger im Schlepptau, da wir wissen wollten und mussten, wie schwer wir sind. Wir waren noch guter Dinge.

Vridolin (für diejenigen die ich noch nicht kennen: das ist unser Bulli) hat ein Gewicht von 2000 Kilo. Er darf ein Maximalgewicht von 2 Tonnen ziehen. Beide Fahrzeuge zusammen (Anhänger + Bulli) dürfen ein zulässiges Gesamtgewicht von 3650kg nicht überschreiten.

Schon beim Anhängen und Fahren der ersten paar Kilometer kamen uns Zweifel. Sind wir wie befürchtet zu schwer? Der Mann vom Wertstoffhof hat diese Zweifel mit einem gewogenen Gesamtgewicht von 4860 Kilogramm traurige Gewissheit werden lassen. Er musste zweimal hinschauen, konnte es wohl auch nicht so recht glauben.

Kleine Rechnung für alle, die weiter oben nicht aufgepasst haben:

Vridolin: ca. 2000 Tonnen +

Anhänger leer: ca. 500 kg +

Ladung: 2,36 Tonnen +

= 1, 21 Tonnen überladen.

Nochmal ganz langsam, zum Mitschreiben. 1,21 Tonnen zu viel!

Wir hatten damit gerechnet, ein wenig über das Maximalgewicht zu kommen aber eine ganze Tonne? Wie wir das gemacht haben sollen ist uns bis heute unbegreiflich.

Übermüdet, entmutigt und in der Hitze schmorend standen wir am Straßenrand und wussten nicht weiter. Was tun? Mit diesem Gewicht und den Überlastungsanzeichen, die unser Vridolin schon während der Fahrt zum Wertstoffhof gezeigt hat, konnten wir unmöglich wieder zurück zum Haus fahren um uns einen Plan B zu überlegen. Durch die Vollsperrung von Spiegelberg mussten wir zudem einen Umweg fahren der über zwei steile und lang andauernde Berge führte. Mit diesem Gewicht unmöglich, das hat uns die Fahrt zur Mülldeponie schon hinlänglich bewiesen. Also: Wohin mit unseren Sachen? Thomas? – voll mit Marcels Werkstatt. Papa? – hat uns schon genug Last abgenommen, der Platz reicht nicht aus. Oma? – zu weit weg.

Also Plan B der eigentlich der einzige Plan war: storage boxen. Die ersten Anbieter die wir versucht haben zu erreichen hatten keinen Platz mehr – den wir übrigens genau JETZT brauchten, nicht erst in einer Woche, einem Tag oder einer Stunde. Glücklicherweise hatte der Besitzer der SchwabenBox in Backnang Zeit uns ein paar Boxen in verschiedenen Größen zu zeigen die alle sofort verfügbar waren.

Wir haben uns für eine der kleineren Boxen entschieden und für ein Jahr im Voraus bezahlt. Über den Preis schweige ich mich besser aus. Gegen 15:30 Uhr haben wir also damit begonnen, den kompletten Hänger wieder auszuladen und jeden Karton noch einmal zu öffnen und zu entscheiden, was wirklich notwendig ist und was wie erst einmal hierlassen können. Das ist gar nicht mal so leicht.

Nach fünf Stunden (!), einer Pizza, viel, viel Schweiß und viel Verdruss später zwang uns der einsetzende Regen zur Eile.

Da die Gewichtsverlagerung auf den Achsen nicht mehr stimmte, mussten wir uns mit der Erkenntnis auseinandersetzten, dass wir wohl den Hänger noch einmal komplett ent – und wieder neu beladen mussten. Doch um 21 Uhr abends war uns einfach nicht mehr danach. Wir schmissen alle Kleinteile in den Bus, ließen ein paar Habseligkeiten, die wir mit nach Norwegen nehmen wollten, im Storage und fuhren zurück nach Hause. Erschöpft fielen wir auf unsere Matratzen und Sekunden später in tiefen Schlaf.

Am nächsten Morgen kamen uns dann zwei Engel in Form meines Papas und Marco, einem Freund von Marcel, zu Hilfe um uns beim Laden zu unterstützen. Zwei weitere Engel, in Form unserer Nachbarn, ließen uns während ihrer Abwesenheit den Platz in ihrer Garage nutzen, um dort abzuladen (es regnete schon wieder bzw. immer noch). Dankbar über diese Hilfe fiel uns das neu Beladen im ausgeschlafenen Zustand schon ein wenig leichter. Während wir neu packten, zogen die neuen Mieter auf der gegenüberliegenden Straßenseite lautstark in unser Häuschen ein. Scheinbar vergaßen sie ab und zu, dass wir in Hörweite waren denn manchmal fielen ein paar abfällige Worte über unsere Auswanderung. (Unsere Nachmieter sind uns noch nie sehr sympathisch erschienen. Das wir mit dieser Einschätzung mehr als Recht hatten, stellte sich erst später heraus.)

Gegen 15 Uhr waren wir dann so weit und Marcel und Marco sind noch einmal aufgebrochen, um die abends aus Frust in den Lagerraum geworfenen Dinge abzuholen (Lattenrost…).

Jetzt stand noch ein letzter Termin auf unserer Liste – der Tierarzt zum Entwurmen der Katzen, die den ganzen Tag in ihren Käfigen im Flur der Nachbarn verbracht haben. Kurz vor Feierabend, um fünf vor sechs, sind wir beim Tierarzt eingetroffen. Dieser hat die Katzen entwurmt und mir ein pflanzliches Beruhigungsmittel für die Beiden mitgegeben.

Da die Uhr nicht anhielt und bei der Heimkehr zu den Nachbarn schon 20 Uhr schlug, beschlossen wir, deren Angebot, die Nacht bei ihnen verbringen zu dürfen, dankbar anzunehmen und eben doch erst am nächsten Tag die Reise anzutreten.

Da die Katzen lautstark ihren Unmut kundtaten und keiner im Haus schlafen konnte bin ich dann kurzerhand mit ihnen in den Bus umgezogen und sie konnten sich ein wenig mit Vridolin anfreunden. Nach einem leckeren Frühstück hat die lange Fahrt dann gegen 9 Uhr am nächsten Morgen begonnen.

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